"Ein stimmungsvolles Klangbild"

 

Text und Fotos: Norbert Hurst

Kehl-Auenheim.Das 20. Konzert des Mandolinenvereins Auenheim unter der Leitung von Jean-Philippe Hummel in der Auenheimer Kirche war ein Konzert der besonderen Art. Erstmals wurde das Orchester von einer Glasharfe begleitet.

Mandolinen und Glasharfe erklangen gemeinsam in der Auenheimer Kirche. Sowohl für das Orchester als auch für die Solistin Susanne Würmell an der Glasharfe, die ihre Liebe zu diesem Instrument nach ihrem Studium an der Musikhochschule in Hannover fand, war dieses Zusammenspiel eine Premiere und ein harmonische Miteinander. Dirigent Hummel hatte einige klassische Stücke speziell für dieses einzigartige Ensemble arrangiert.

Mit dem freudigen vierten Satz "Vivo" aus der Abendmusik von Kurt Schwaen eröffnete der Mandolinenverein gekonnt den musikalischen Reigen, der sich über Jahrhunderte und Kontinente erstreckte. Nach Spanien führte das "Canarios" des Komponisten Gaspar Sanz, (1640-1710), der Gitarrenlehrer des unehelichen Sohnes des damaligen spanischen Königs Philipp IV. war. Fein abgestimmt konnte das Orchester den Einfluß der für den Barockstil des späten 17. Jahrhunderts typischen Tanzformen wiedergeben. Einen kleinen Sprung weiter ging es nach Italien. Aus der wenig bekannten Kammermusik von Ciacomo Puccini (1858-1924) erklang sehr feinfühlig das ursprünglich für Streichquartett komponierte "Crisantemi".

Nach dem klassisch inspirierten "Duo" für Mandoline, Mandola und Zupforchester der norwegischen Gruppe "Secret Garden" im keltisch-irischen Stil mit dem Solisten Klaus Riebs (Mandoline) und Ivonne Steurer-Baumert (Mandola) präsentierte das Mandolinen-Ensemble das "Lied vom japanischen Herbst", das szenisch die Herbststimmung in Japan wiedergibt. Das gegenseitige Geben und Nehmen zwischen Mensch und Natur im Land des Lächelns mit seinem Regen und Wind wurde vom Zupfensemble sehr anschaulich umgesetzt.

Nach der Pause stellte die Solistin Susanne Würmell an der Glasharfe zusammen mit dem Mandolinenverein ihr außergewöhnliches Können unter Beweis. Von der ursprünglichen Glasharmonika, die vor 250 Jahren entstand, entwickelte sich im Laufe der Zeit die Glasharfe, die vom ersten Glasmusiker der Moderne - Bruno Hoffmann aus Stuttgart - entwickelt wurde. Bereits über das Instrument in seiner ursprünglichen Form sagte der schweizerische Dichter Gottfried Keller (1819-1890) "... es begann das Spiel mit den geisterhaftesten Tönen, die ich je gehört, bis sie in voller Harmonie zusammenflossen und mit wunderbarer sanfter Gewalt von einem Adagio ins andere gingen."

Dass der besondere Klang dieses Instrumentes auch heute noch die Zuhörer in seinen Bann ziehen kann, bewies Susanne Würmell mit ihrer Musikalität und mit dem sprichwörtlichen Fingerspitzengefühl. Schon beim "Adagio und Rondo" von Wolfgang Amadeus Mozart in einer Bearbeitung von Jean-Philippe Hummel trug das harmonische Zusammenspiel mit dem Orchester zu dem unvergleichbaren Hörgenuss bei. Beim "Türkischen Marsch" von Mozart stellte sie als Solistin ihre außergewöhnliche Klasse unter Beweis. Die raffinierte musikalische Mischung dieses als Paradestück aller türkischen Märsche bezeichneten Werkes wurde überzeugend interpretiert.


Einen Zeitsprung in die Gegenwart machten Harfenistin und Orchester mit dem "intellektuellen Tango" von Astor Piazzolla, der sich bewusst von der Volkstümlichkeit dieses Tanzes entfernt. Ein schwieriges Stück, dass die Solistin meisterhaft und zur Freude des Publikums interpretierte.

Nachdem sich die Solistin an der Glasharfe mit einer kleinen Zugabe verabschiedet hatte, fand das Mandolinenorchster aus Auenheim mit der stimmungsgeladenen Musik aus dem 1. Satz des "Divertimento Nr. 2" von W. A. Mozart einen würdigen Abschluss des Konzertes. Das Publikum war jedoch so begeistert, dass es die Akteure erst nach zwei Zugaben gehen ließ.

Für das Mandolinenorchester war dieses 20. Konzert eine rundum gelungene Veranstaltung. Beim anschließenden Umtrunk vor der Kirche hörte man nicht bloß Lob sondern viele begeisterte Stimmen. Selbst eine fast zufällig auf dieses Konzert aufmerksam gewordene Zuhörerin aus Offenburg schwelgte voller Lobensworte über das Gehörte.

 

Dal Segno